Geschichten vom Franz

D/A 2022 | Regie: Johannes Schmid | Darsteller: Jossi Jantschitsch, Nora Reidinger, Leo Wacha, Ursula Strauss, Simon Schwarz, Maria Bill, Philipp Dornauer, Rainer Egger , uvm. |Familienfilm | 79 Minuten

 

 

Kind sein ist auch kein Vergnügen: Christine Nöstlingers legendäre ehrlich-komische Bücher mit den „Geschichten vom Franz“ über die Fallstricke im Leben eines Grundschülers haben eine hinreißend moderne Kinoadaption bekommen.

 

Fürs Schwärmen von der eigenen Jugend muss man vor allem eines sein: Längst erwachsen. Franz Fröstl (Jossi Jantschitsch) ist neun Jahre alt, geht in Wien in die Schule und er weiß: Leicht hat man es nicht als Kind. Erstens ist er kleiner als die anderen Kinder. Und zweitens wird seine Stimme ganz hoch und piepsig, wenn er sich aufregt. Zu den Coolen von der Schule gehört man so definitiv nicht. Das muss man auch gar nicht, sagen Mama (Ursula Strauss) und Papa (Simon Schwarz). Aber haben Eltern eine Ahnung, wie es so ist, in der Klasse ununterbrochen gehänselt zu werden? Wenn es einem vorm strengen Lehrer Zickzack (Rainer Egger) die Stimme verschlägt? Immerhin: Gegen die kontrollierende Nachbars-Fuchtel Frau Berger (Maria Bill) stehen sie geschlossen hinter ihm. Aber manchmal muss man sich eben selbst zu helfen wissen. Als Franz im Internet das 10-Schritte-Programm von Influencer Hank Haberer (Philipp Dornauer) entdeckt, scheint die Lösung gefunden: Man muss nur trainiert sein, weniger lieb, sein Ding durchziehen und schon wird man ein echter Kerl!

Doch Franz‘ beste Freundin, die kluge Gabi (Nora Reidinger) und sein Schulfreund Eberhard (Leo Wacha) wissen längst: Es braucht gar keinen neuen Franz, denn so wie er ist, ist er großartig genug. Doch vorher muss es erst einmal so richtig krachen. Die Freundschaft des Trios landet im Keller, vorübergehend…

Austro-Allstars als Darsteller:innen, die schönsten Schauplätze Wiens vom Karmelitermarkt bis zum Donaukanal und Songs von Marco Wanda  („Amore“, ehschowissen): Wie verfilmt man eines der beliebtesten österreichischen Kinderbücher überhaupt? Genau so nämlich! Ursula Strauss und Simon Schwarz geben die liebevollen Eltern des kleinen Franz, Jossi Jantschitsch, Nora Reidinger und Leo Wacha sind als liebenswertes Kindertrio perfekt besetzt.

Wem die überstrenge Nachbarin bekannt vorkommt: Kein Wunder, sie wird immerhin von der legendären Schauspielerin und Sängerin Maria Bill gespielt. Aber gut, in diesem Film kommen einem sogar die Müllmänner bekannt vor, wenn man mit der österreichischen Kabarett-Gruppe „maschek“ vertraut ist. Julia Edtmeier spielt die Mama von Gabi und die famose Brigitte Kren macht die Erzählerinnenstimme.

Regisseur Johannes Schmid, der sein Regiedebüt mit dem mehrfach preisgekrönten Kinderfilm „Blöde Mütze!“ feierte und für seinen zweiten Kinofilm „Wintertochter“ mit dem Deutschen Filmpreis für den „Besten Kinderfilm“ ausgezeichnet wurde, ist es geglückt, den legendären Schmäh von Christine Nöstlinger ganz frisch zu inszenieren. Was auch am kindgerechten Drehbuch der versierten Autorin Sarah Wassermair liegt, die hier offensichtlich an einem Herzensprojekt gearbeitet hat.

Und damit passt sie perfekt zu Autorin Christine Nöstlinger, die für Kinder schrieb und nicht über, wissend, dass nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder selbst echte Nervensägen sein können. Dass man in Kinderbüchern nicht schwindeln darf. Und dass es dafür eine menschliche und gesellschaftspolitische Haltung braucht. Nöstlingers „Geschichten vom Franz“-Buchreihe, erschienen im Verlag Friedrich Oetinger zwischen 1984 und 2013, erreichte mit diesen ganz besonderen Qualitäten im deutschsprachigen Raum bisher eine Auflage von 2,5 Millionen und wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt – völlig zurecht. Schließlich soll niemand ohne die Geschichten vom Franz aufwachsen müssen.