von Catherine Gund und Daresha Kyi
Dokumentation um die in Costa Rica geborene, mexikanische Sängerin Chavela Vargas.
Eine Sängerin, Eine Kämpferin, Eine Symbolfigur
Schlich Chavela wirklich spät nachts in die Schlafzimmer von Frauen wie Ava Gardner, um sie ihren Ehemännern abspenstig zu machen? Lud sie manchmal ihre Waffe, nur um aus Spaß rumzuballern? Hatte sie ausufernde Trinkgelage mit ihren Freunden, die Freitags begannen und bis zu den darauffolgenden Mittwochen dauerten? Lebte sie ein Jahr lang mit Frida Kahlo und hatte eine leidenschaftliche Romanze mit ihr? Chavelas lustvolle, schmerzliche, musikalische und zutiefst spirituelle Reise zu sich selbst ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Dokumentation. Ein umwerfendes Porträt einer Frau, die es wagte, auf einzigartige Weise singend, tanzend, sich kleidend und redend ihr Leben zu leben.
„ Der Film „Chavela“ ist eine Hommage an eine grandiose Sängerin und extravagante Persönlichkeit.
Das Wort Einsamkeit hat wohl niemand so markerschütternd, aber auch hingebungsvoll besungen wie Chavela Vargas. „Soledad“, mal nüchtern und knapp, mal expressiv und gedehnt intoniert, klingt wie ein Liebeslied. Vargas, bekannt dafür, den Filmen Pedro Almodóvars (und ihrem Mix aus Melodram und queerer Sexualität) eine Stimme gegeben zu haben, sang über unerfüllte Liebe und Verlust. Dabei eignete sie sich auf radikale Weise ein traditionell männliches Genre der mexikanischen Musik an: das Ranchera.
Mit ihrem tiefen, rauen Timbre und einer einfachen Gitarre befreite sie es vom süßlichen Mariachi-Kitsch. Und sie führte sexuelle Ambivalenzen ein – auch weil sie nicht daran dachte, die Personalpronomen auszutauschen. Also sang sie als Frau über Herzensbrecherinnen, hinzu kam ihr Auftreten in Männerkleidern, Zigarre rauchend und Tequila trinkend. Im katholischen Mexiko sorgte sie damit für gender trouble.“(Der Tagesspiegel)