DIE NACHT DER NÄCHTE

 

von Yasemin und Nesrin Samdereli

Bayerischer Filmpreis 2017 Bester Dokumentarfilm

Zusammen. Ein Leben lang. Wer kann das schon? Wer will das noch? Was uns heutzutage wie ein Kuriosum erscheint, war für die Generation unserer Großeltern die Normalität. Ebenso die Jungfräulichkeit vor der Ehe. Diese Generation kennt sie noch, die traditionelle Hochzeitsnacht. Ein indisches Ehepaar, das gegen das Kastensystem geheiratet hat und deshalb mit seinen Familien brechen musste. Ein japanisches Ehepaar, das zwangsverheiratet wurde und sich sehr schwer tat mit dem Lieben. Ein knorriges Nachkriegspaar aus dem Ruhrgebiet. Und zwei homosexuelle Männer aus den USA, die erst heiraten durften, nachdem sie schon fünf Jahrzehnte beisammen waren und die damit verbundenen rechtlichen Probleme lösten, in dem der eine den anderen adoptierte. Vier Paare aus drei Kontinenten erzählen offen und ehrlich, was es heißen kann, 55 Jahre und länger zusammen zu sein. Was auch immer sie zusammenführte, ob Liebe oder arrangierte Ehe, sie alle haben gemeinsam, dass sie sich ein komplettes Leben dieser Beziehung gewidmet haben. Im Guten, wie im Schlechten. Vielleicht nicht immer glücklich, ganz sicher nicht ohne Kämpfe – aber trotzdem zusammen. Und was steht da am Ende, wenn man sich nach einem ganzen Leben in die Augen blickt?

“In sehr eindringlichen Portraits erzählen die Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli von vier Paaren in Deutschland, Japan, Indien und den USA, die jeweils seit mehr als 50 Jahren gemeinsam durchs Leben gehen. So unterschiedlich die sozialen Kontexte der Paare auch sind, so sehr verbindet sie ihre lebenslange Bereitschaft, zueinander zu stehen – durch Höhen und Tiefen. Nach ihrem großen „Almanya“-Erfolg gelingt den beiden Regisseurinnen nun eine Dokumentation über das Leben und die Liebe von großer Aufrichtigkeit, in der sich beschwingte Leichtigkeit und bisweilen anrührende Traurigkeit die Waage halten. Der Film urteilt nicht über damals und heute. Aber er verneigt sich in Hochachtung vor Menschen, die „in guten wie in schlechten Zeiten“ füreinander sorgen. Es ist schwer, diesen sehr sehenswerten Film ohne ein Lächeln zu verlassen: Ein Lächeln der Hochachtung und der Freude darüber, wie Menschen allen Widernissen des Lebens zum Trotz zueinander stehen können.”programmkino.de